Prana Yoga Tradition

 

Swami Vignanananda

Das System des PRANA (Hatha) YOGA (Prana=universelle Lebensenergie, besonders über den Atem erfahrbar) wurde von dem großen indischen Yogi Swami Vignanananda (14.06.1932–02.03.2008) aus dem traditionellen Kundalini-Yoga entwickelt.
Es integriert die Lehren seiner zwei Gurus:

Swami Sivananda
Begründer des „Integralen Yoga“/”Yoga der Synthese”

Von großem Einfluß war das von Kadapa Swami (Paramahamsa Satchidananda Yogeeshwar) gelehrte Kundalini-Yoga. Es stellt Pranayama-Techniken in den Vordergrund und versucht über die Kontrolle des Atems, den Geist zu beherrschen um so das Ziel des Yoga, das Bewusstsein der Einheit zu erreichen. Swami Vignanananda (im weiteren Swami-ji genannt) praktizierte all diese Techniken und wusste so deren großen Wert zu schätzen, suchte aber bald nach Möglichkeiten von Vereinfachung und Zusammenfassung, ohne die Tiefe zu schmälern.

Swami Vignanananda

Entscheidend wurde jedoch der persönliche Kontakt mit Swami Sivananda und dessen „Yoga der Synthese“, bei dem alle traditionellen Yogaformen praktiziert und in das tägliche Leben integriert werden.

Dort, im Sivananda Ashram in Rishikesh kam es auch zu ersten Begegnungen mit westlichen Schülern und deren Mentalität. Swami-ji sah, dass hier die traditionellen Ansätze oft nicht faßten und neue, allgemeingültigere Wege des Lehrens und Praktizierens gefunden werden mussten.

In Japan lehrte Swami-ji dann 10 Jahre – an unterschiedlichsten Örtlichkeiten wie Zen-Klöstern oder Stützpunkten der US-Armee und reiste während dieser Zeit auch weiterhin regelmäßig nach Indien. Dies gab ihm Möglichkeiten umfassende Erfahrungen in den jeweiligen Kulturen zu sammeln, und so das System des Prana Yoga unabhängig von Nationalität, Religion oder Kultur der Menschen zu entwickeln.

Swami-ji sah seine Lebensaufgabe darin, den Menschen in jeder Beziehung zu helfen. Die westliche Lebensweise verbreitete sich überall auf der Welt und so entstanden viele, bisher unbekannte körperlich-geistige Probleme, was zu einer immer stärkeren Entfremdung der Menschen von ihrem Wesenskern beitrug. Swami-ji erkannte, dass sich vor allem die westlichen Menschen nach neuen Seins- und Lebensinhalten sehnten.

Das System des Prana Yoga entstand als Mittel zur täglichen eigenen Praxis, das auf alle Bereiche des Lebens wirkt. Es wird eine langsame Transformation der Persönlichkeit ermöglicht, wobei sich durch das regelmäßige Praktizieren zunächst gute Gesundheit und ein ausgeglichener Geist einstellen, die als Grundlage für die weitere spirituelle Entwicklung dienen.

PRANA YOGA beinhaltet alle Bestandteile des klassischen Hatha Yoga.

Vorrangig gelehrt werden 3 Eckpfeiler:

Asanas
(körperliche Übungen/Yogastellungen)
Pranayama (Atemübungen/-kontrolle)
Dhyana
(Meditation/Versenkung)

Insgesamt werden alle Glieder des Ashtanga Yoga des Patanjali vermittelt, es werden Mantras gesungen, Bandhas, Mudras, Konzentrations- und Entspannungsübungen praktiziert.

Die Asanas werden durch verschiedenartiges rhythmisches (pranisches) Atmen begleitet und deren Wirkungen damit verstärkt, sowie ihre Vielfalt erfahrbar gemacht.

Der Atem ist Träger des Prana (feinstoffliche kosmische Lebensenergie) und Prana wiederum ist mit den Geistesfunktionen, dem Bewusstsein verbunden. Ziel aller Yogapraxis ist es, den Geist, das Bewusstsein so zu reinigen, dass die innere Schau auf das Selbst möglich wird. Im Prana Yoga wird also versucht über den Atem und damit das Prana, das Bewusstsein zu reinigen. Regelmäßiges Praktizieren kultiviert auf natürliche Art die Beziehung von Atem und Prana – die Kraft und Wirkungen der feinen Pranaströme werden immer spürbarer.

In den Asanas werden weiterhin die öffnende Wirkung des Atem bei innerer Konzentration für die Lösung blockierter Bereiche genutzt. Dies verbessert einerseits die allgemeine Flexibilität und hilft, die Asanas und deren Wirkung tiefer erfahren zu können, d.h. den veränderten Pranafluß zu erspüren.

Diese fortschreitende Sensibilisierung schafft dann auch Bewußtheit im täglichen Leben. Blockaden werden schneller bemerkt und können durch entsprechende Yogaübungen aufgelöst werden.

Die Wirkungen gehen aber weiter. Mit fortschreitender Reinigung des Bewußtseins werden bestimmte Lebenssituationen, Handlungs- und Denkweisen immer deutlicher in ihren Auswirkungen. Es wird bewußt, dass Negativität Blockaden schafft, wohingegen Positivität Blockaden löst. So können äußerlich wie innerlich notwendige Veränderungen erkannt und umgesetzt werden.

Regelmäßiges Praktizieren schafft strahlende Gesundheit auf allen Ebenen und löst alle Blockaden, im grob- wie feinstofflichen Bereich auf – d.h. öffnet alle Nadis und Chakren (feinstoffliche Kanäle und Energiezentren).

Die Techniken und Übungen des Prana Yoga bilden jedoch nur einen Teil von Swami-ji’s Lehre und sind nur im Gesamten voll wirksam. Hauptanliegen ist es, die Entwicklung der Persönlichkeit in allen Bereichen, spirituell wie materiell anzuregen, um so das Ziel des Yoga auf natürliche Art und Weise zu erreichen. Es geht um inneres Wachsen, was keinen Bereich des Lebens auslassen kann und sich in täglichen Handlungen, wie Arbeiten, Kochen, Essen, Sprechen, Schlafen usw. manifestiert. Grundlage für dieses Wachstum und damit für wirkliche Freiheit, ist die Beherrschung und Kultivierung des Geistes.

Um dies zu erreichen ist Selbsterziehung nötig, was konkret heißt, bewusstes Handeln in jedem Lebensbereich zu praktizieren und dabei gleichzeitig alle niederen Verhaltensweisen und Denkstrukturen/-gewohnheiten aufzulösen sowie, Positivität zu leben.

Diese Positivität wird allmählich – durch regelmäßiges Praktizieren (Sadhana) aller Bereiche des Prana Yoga Systems – fester in der Persönlichkeit verankert. Alle Handlungen auf dieser Grundlage entspringen dann dem Herzen, sind selbstlos, voller Hingabe und von der Liebe zu allen Wesen getragen.

Die Macht des Ego und der damit verzerrten Sicht auf die Realität wird schwächer und nach ausdauernder Zeit des Übens öffnet sich der Blick auf das wahre Selbst – das Ziel allen Yoga ist erreicht.